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"Als Bäuerin soll man sich etwas zutrauen"

Mit 24 Jahren hat Angelika Schulhofer den Bergbauernbetrieb im steirischen Breitenau am Hochlantsch übernommen und möchte auch in der Öffentlichkeit ihren Berufsstand präsentieren. / Karl Brodschneider
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© Karl Brodschneider / Angelika Schulhofer sieht bei den Lärchenstipfeln noch ein ausbaufähiges Marktsegment.
Ihr Betrieb liegt auf 870 Meter Seehöhe und trägt nicht umsonst den Vulgonamen Schattleitner. Um Weihnachten herum wartet man hier vergebens auf einen wärmenden Sonnenstrahl. Auch die Riedbezeichnungen ihrer Wiesen sind selbstredend. Leiten, Hinterleiten und Hornriegl drücken das aus, was sie wirklich sind, nämlich steil und nur mit viel Handarbeit zu bewirtschaften. Für Angelika Schulhofer ist das alles kein Grund, um Trübsal zu blasen. Fröhlich verrichtet sie ihr Tagwerk. Mit ihren 24 Jahren ist sie derzeit vielleicht die jüngste Bäuerin in der steirischen Marktgemeinde Breitenau am Hochlantsch. Heuer im Februar hat sie den Vollerwerbsbetrieb von ihrem Vater Siegfried übernommen. Würde sie sich selbst beschreiben, dann kämen dabei sicher auch die Begriffe „spontan“, „genau“ und „interessiert“ vor.
Angelika Schulhofer ist Absolventin der Landwirtschaftlichen Fachschule Alt-Grottenhof in Graz. Warum sie gerade diese Schule ausgewählt hat, lässt sich einfach erklären. Ihr Heimathof wird schon seit bald 30 Jahren als Biobetrieb geführt und Alt-Grottenhof - seit einer Schulfusion im Vorjahr heißt die Schule nur mehr Grottenhof - ist in der Steiermark die Bio-Vorzeigeschule.
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© Karl Brodschneider / In den Wald auch bei Regen: Angelika Schulhofer mit ihrem „Waldi“, ein bayerischer Gebirgsschweißhund.
Mit dem Facharbeiterbrief in der Hand begann Angelika mit der Lehre als Einrichtungsberaterin in einem Grazer Möbelhaus einen neuen Lebensabschnitt. Der dreijährigen Ausbildungszeit hängte sie noch zwei Berufsjahre dran. Dabei lernte sie Vieles kennen, von dem sie wohl ihr ganzes Leben profitieren wird. Sie weiß, die Wünsche der Menschen zu deuten und anzusprechen. Sie weiß aber auch, wie Konsumenten ticken und was sie wollen. Diese Erfahrungen sind wie Werkzeuge, die sie auch für ihren Beruf als Bäuerin nützen kann. Zusätzlich hat die 24-jährige den Lehrgang „Professionelle Vertretungsarbeit im ländlichen Raum“ als Teil von „ZAMm unterwegs“ absolviert. Dieser Kurs bereitet Bäuerinnen darauf vor, dass sie bereit sind, öffentliche Funktionen in der Politik und im Gesellschaftsleben zu übernehmen und dass sie darin auch bestehen können. „Der Kurs hat mir in jedem Fall etwas gebracht“, betont die junge Bergbäuerin und unterstreicht: „Man wird selbstbewusster und lässt sich nicht mehr so leicht unterkriegen. Es sind neue Freundschaften und Netzwerke mit Gleichgesinnten entstanden. Zudem haben wir alle vom Gedanken- und Erfahrungsaustausch profitiert.“
Angelika Schulhofer ist schon mittendrinnen, das in diesem Kurs Gelernte in der Praxis anzuwenden. Sie arbeitet im Vorstand der Bauernbundortsgruppe Breitenau am Hochlantsch, in der Bäuerinnenorganisation sowie in der örtlichen Feuerhilfsstelle mit. Als Jungjägerin ist sie zudem in der Jagdgesellschaft Breitenau vertreten. Einen Ratschlag, den sie im Rahmen dieser LFI-Ausbildung immer wieder zu hören bekommen hat – unter anderem auch von der EU-Spitzenkandidatin Simone Schmiedtbauer – war: „Als Bäuerin soll man sich ruhig etwas zutrauen und auch in die Öffentlichkeit hinaustrauen!“ Angelika Schulhofer versucht, all das in ihrem Lebensumfeld umzusetzen.
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© Angelika Schulhofer / So steil sind die Wiesenflächen rund um den Betrieb der Schulhofers.
Wo sie sich selbst in 15 oder 20 Jahren sieht, ist natürlich noch mit vielen Fragezeichen versehen. Ihr größter Wunsch ist es, eine eigene Familie zu haben und vom Betrieb auch in Zukunft leben zu können. Die wirtschaftlichen Standbeine sind derzeit die Forstwirtschaft und Mutterkuhhaltung. Im Forst - Sorgen bereitet ihr das auffallend starke Eschensterben – bietet sie zusammen mit ihrem Vater auch mondphasengeschlägertes Bauholz, ofenfertiges Brennholz sowie Lärchenstipfel für Viehzäune, Pferdekoppel und Einzäunungen von Aufforstungsflächen an. „Die Stipfel sind entrindet, gespitzt sowie auf 1,7 Meter beziehungsweise zwei Meter abgelängt“, betont die Hofübernehmerin und glaubt, dass die Lärchenstipfel noch ein ausbaufähiges Sortiment darstellen könnten. Bei der Mutterkuhhaltung bewegt sich die Stückzahl im Durchschnitt auf acht bis zehn Fleckviehkühe.
Mit dem Brustton der Überzeugung weist Angelika Schulhofer immer wieder darauf hin: „Wir sind ein Biobetrieb! Das ist und wird immer meine Denkweise sein.“ Und auf sich selbst bezogen führt sie an: „Eigentlich gibt es gar keinen schöneren Beruf als den der Bäuerin. Man ist viel in der Natur und draußen bei den Tieren. Das liebe ich!“
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