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Brüssel-Exkursion 2022 der ZAMm-Absolventinnen

74 Teilnehmerinnen konnten in Brüssel Politikluft bei der Ständigen Vertretung und dem EU-Rat schnuppern.
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© Christine Taurer
Im Vorjahr hat ihnen die Corona-Pandemie einen Strich durch die Rechnung gemacht, doch nun war es für die Absolvent:innen der vergangenen beiden Jahrgänge des Zertifikatslehrgangs "ZAMm unterwegs" soweit, zum Abschluss ihrer Ausbildung besuchten 74 heimische Bäuerinnen Brüssel, um drei Tage lang bei Besuchen in der Ständigen Vertretung Österreichs bei der EU, im Rat der europäischen Union sowie beim Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss (EWSA) und der COPA Politikluft zu schnuppern.

Die Teilnehmerinnen aus Ober- und Niederösterreich, der Steiermark, Kärnten, Salzburg, Tirol und Vorarlberg haben dabei die Strukturen und aktuellen Themenschwerpunkte der EU-Institutionen und agrarischen Vertretungen kennengelernt - für sie war es ein wertvoller Einblick ins Geschehen und die Abläufe auf der großen europäischen Politikbühne. Sie selbst haben sich dazu entschlossen auf kommunaler/regionaler Ebene oder in Interessenvertretungen politisch aktiv zu werden und ihre Ideen zu vertreten, dafür haben sie sich mit dem Zertifikatslehrgang "ZAMm unterwegs - Professionelle Vertretungsarbeit im ländlichen Raum" über viele Monate das notwendige Rüstzeug angeeignet.

Bereits rund 500 Absolventinnen des ZAMm-Lehrgangs

"ZAMm unterwegs" wurde im Jahr 2010 von der ARGE Bäuerinnen als Initiative gegründet, um insbesondere Frauen jenes Know-how zu vermitteln, dass nötig ist, um sich in agrarischen Organisationen und auf politischer Ebene aktiv einzubringen und etwas zu bewegen. Neben einem Lehrgang und Aufbaumodulen werden auch der bäuerliche Unternehmenstreff und das Einsteigemodul “Von der Einsteigerin zur Insiderin“ angeboten. Im Lehrgang “Professionelle Vertretungsarbeit im ländlichen Raum“ erwerben die Teilnehmerinnen in insgesamt sechs Modulen Wissen und Fertigkeiten zu den Themenschwerpunkten Führungsmanagement, agrarwissenschaftlichen Hintergrundwissen, Persönlichkeitsbildung und Öffentlichkeitsarbeit. Der Lehrgang zählt bislang rund 500 Absolventinnen.

Rolle der Frau nicht unterschätzen

© Birgit Bratengeyer/LKÖ
© Birgit Bratengeyer/LKÖ
"Österreich ist dank Erfolgsgeschichten wie die der ARGE Bäuerinnen ein EU-weites Vorbild beim Engagement von Frauen in der Land- und Forstwirtschaft. In Österreich werden bereits rund 35% der land- und forstwirtschaftlichen Betriebe von Frauen geführt. Dennoch gibt es in verschiedenen Bereichen noch Luft nach oben. Eine moderne Land- und Forstwirtschaft braucht mehr Frauen, denn sie gehen anders an Herausforderungen heran, scheuen es nicht, festgefahrene Vorgehensweisen zu hinterfragen und unterstützen einander gegenseitig. In vielen Bereichen sind neue, frische und vielleicht unkonventionelle Ideen unbedingt notwendig, wenn wir eine moderne und nachhaltige Land- und Forstwirtschaft und lebendige, zukunftsfitte ländliche Regionen auf Dauer erhalten wollen", begrüßen die beiden österreichischen EU-Abgeordneten Simone Schmiedtbauer und Alexander Bernhuber das Engagement von Frauen in der heimischen Landwirtschaft und plädieren dafür, mehr Frauen den Weg dafür zu ebnen.

Frauen müssen sich auch um soziale und wirtschaftliche Themen kümmern

Andreas Thurner von der Landwirtschaftskammer Österreich stellte den Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss (EWSA) vor und informierte über dessen Rolle in der Politikgestaltung. Der EWSA ist mit seinen 329 Mitgliedern das Sprachrohr der organisierten Zivilgesellschaft in Europa - darunter versteht man Gruppen und Organisationen, in denen Menschen gemeinschaftlich zusammenwirken wie z.B.: Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbände, Landwirtschaftsorganisationen, NGOs, Behinderten- und Jugendorganisationen, etc. Der Ausschuss hat beratende Funktion, bezieht aber zu Gesetzesinitiativen der Europäischen Kommission Stellung und formuliert Schlussfolgerungen und Empfehlungen an die Entscheidungsträger.

Folkesson: Frauen punkten mit kreativen, neuen Ansätzen

Im Anschluss erhielten die Teilnehmerinnen der Brüssel-Reise Einblick in die Arbeit der COPA-COGECA, der Bauernverbände und Genossenschaften auf europäischer Ebene. Lotta Folkesson, Vorsitzende des Landfrauenausschusses in der COPA, unterstrich dabei die Bedeutung des weiblichen Inputs für den Agrarsektor. “Auch 2022 stärken und unterstützen wir Frauen in der Landwirtschaft. In der EU sind 35% der landwirtschaftlichen Betriebsführer Frauen und sie stellen fast 50% der agrarischen Arbeitskräfte dar. Bäuerinnen und Landfrauen sind jedoch in den Gremien nicht ausreichend vertreten. “Ich bin überzeugt, dass Frauen zu einem ökonomisch, ökologisch und sozial nachhaltigeren Agrarsektor beitragen. Frauen sind die treibende Kraft für Innovation und Diversifizierung. Durch ihre kreativen, neuen Ansätze gibt es gute Lösungen für uns alle”, betonte Folkesson. Den Abschluss der Reise bildete ein Besuch des Landwirtschaftsbetriebs Ferme Nos Pilifs (www.fermenospilifs.be), der sich auf die lokale Produktion und Direktvermarktung von Bio-Gemüse unter ethischen und sozialen Bedingungen spezialisiert hat und dabei die Inklusion fördert.
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