Das "Moststubenkind" mit dem richtigen Riecher
Mit reichlich Fachwissen und einem feinen Gaumen führt Birgit Mair-Eichhorn als Mostsommelière
den Traditionsbetrieb „Lohwiesen“ in Leonding (OÖ) mit Innovationsgeist in die Zukunft. / Elisabeth Hasl

Most ist ein österreichisches
Traditions-
und Kulturgut.
Birgit Mair-Eichhorn und ihr Mann Richard
Mair haben sich ganz diesem
traditionellen Getränk verschrieben.
Das Ehepaar führt
den unweit des Stadtzentrums
von Leonding (OÖ) gelegenen
Hof „Lohwiesen“, ein Familienbetrieb
wie aus dem Bilderbuch,
wo Kinder in den Streuobstwiesen
herumtollen, während die
Erwachsenen über die Ernte
beratschlagen. Bereits in vierter
Generation wird auf dem Betrieb
Most produziert und ausgeschenkt.
Ein Handwerk, das
die jüngste von drei Schwestern
von klein auf miterlebt und erlernt
hat – ein „Moststubenkind“ eben durch und durch. Die Liebe
zum Most und zur elterlichen
Tradition verbindet Birgit auch
mit ihrem Ehemann Richard.
„Gemeinsam“ heißt das Schlüsselwort zum Erfolg
Gemeinsam führen sie die zusammengelegten
Betriebe Migl
und Lohwiesen. „Gemeinsam“,
das ist auch das Schlüsselwort
in der Generationenfrage. „Unsere
Eltern sind eine große
Unterstützung. Wenn wir dringend
Hilfe brauchen, sei es im
Betrieb oder bei der Kinderbetreuung,
greifen sie uns gerne
unter die Arme“, betont das
Ehepaar. Eine Unterstützung,
ohne die der Besuch des Zertifikatslehrgangs
Mostsommelier im Herbst des Vorjahres,
also mitten in der Erntesaison,
wahrscheinlich nicht möglich
gewesen wäre. „Im Nachhinein,
waren wir dann sehr froh über
den Kursstart im Herbst. So
konnten wir das geballte Wissen,
welches uns bereits in den ersten
Tagen vermittelt wurde,
gleich praktisch anwenden“, so
Birgit Mair-Eichhorn.
Weiterbildung als Initiator für Ideen und Hofkonzept

Mit dem Kursbesuch kamen
dann auch zahlreiche Ideen, die
in die Abschlussarbeit eingeflossen
sind. Hierfür erarbeitete
das Paar ein ganzheitliches
Betriebskonzept inklusive Marketingstrategie
für die Mostschank Lohwiesen. Dabei kristallisierte
sich sehr schnell heraus,
dass der Fokus auf Qualität
und nicht auf Quantität
liegen soll. „Unser Ziel für die
nächsten Jahre ist die Herstellung
von Qualitätsmost in zwei
unterschiedlichen Geschmacksrichtungen“,
so Mair-Eichhorn.
Geglückt ist das bereits mit dem
extra trockenen Mairac und
halbtrockenen Jonagold aus
dem Vorjahr. Diese Moste erhielten
das Zertifikat „Qualitätsobstwein“,
ein Qualitätssprung,
den auch die Stammgäste honorieren.
Statt der „Halben“ genießen
sie nun auch gerne ein
„Vierterl Qualitätsapfelwein“.
Mit seiner leichten Restsüße
kommt der Jonagold, dabei besonders
gut bei Mostneulingen an. Beim Mairac hingegen steht
die Säure im Vordergrund, weshalb
ihn eher die Mostkenner
bevorzugen. Beiden Mosten gemein
ist jedoch, dass sie aus
einem Stielglas getrunken werden.
Das Stielglas macht für
Birgit Mair-Eichhorn den kleinen
aber feinen Unterschied aus,
vor allem, weil darin der Geschmack
und die Wertigkeit des
Produkts besser zur Geltung
kommen.
Sensorik will gelernt sein
Das Stielglas ist auch ein wichtiges
Instrument bei der sensorischen
Verkostung. Denn bevor
es an die Herstellung neuer
aromatischer Mischungen geht,
wird jeder reinsortige Most kontrolliert
und auf seine Geschmacksnuancen
untersucht.
Ein Verfahren, das nicht nur
beim Wein, sondern auch beim
Most für ein gutes Ergebnis entscheidend
ist. Dafür wird in
einem geruchsfreien Raum zu
allererst die Farbe der Mostprobe
begutachtet und durch ein
erstmaliges Riechen der Geruch
aufgenommen. Dieser erste Eindruck
verdichtet sich durch das Schwenken, bei dem der Sekundärgeruch
eingeatmet wird und
durch das anschließende Probieren
zu einem Gesamtbild.
„Zum Glück wurde die Sensorik
im Kurs mehrmals praktisch
durchgeführt. Denn auch hier
gilt: Übung macht den Meister“,
so Mair-Eichhorn über die Vorzüge
des Kurses. Dass die junge
Bäuerin bereits eine Meisterin
ihres Faches ist, steht außer Frage.
Einmal mehr bestätigt hat
sich dies durch den Sieg einer
ihrer Kreationen bei der diesjährigen
Mostkost in Leonding. Bei dieser regionalen Kost ist
die Konkurrenz groß. Manchmal
kommt diese sogar aus der
eigenen Familie, ging doch der
zweite Platz an Ehemann Richard.
Ein Ansporn für beide,
auch heuer wieder viel Liebe
und Kreativität in ihre Moste zu
stecken – ein liebevoller Wettkampf,
der mit Sicherheit noch
weitere spannende Kreationen
hervorbringen wird.
Bald gibt es auch einen Birnenmost
Im Mittelpunkt bleibt aber natürlich
das Miteinander. So auch
bei den gemeinsamen Plänen
für die Mostschank, wie etwa
die Neugestaltung des Außenbereichs
oder der Produktion
eines reinen Birnenmosts. Ganz
oben auf der Agenda steht auch
die laufende Weiterbildung. „Es
tut sich ja einiges. Der Mostsommelier-
Kurs war erst der Anfang“,
so die wissensdurstige
Mostsommelière. Und wer weiß,
vielleicht übernimmt mit der
Tochter des Hauses, der kleinen
Carolina, in ein paar Jahren das
nächste Moststubenkind die
„Lohwiesen“.
Betriebsspiegel
Birgit Mair-Eichhorn und
Richard Mair
Aichbergstraße 62
4060 Leonding
Telefon 0664/2266044
Website: https://mostschankelohwiesen. business.site/
Facebook: Mostschenke Lohwiesen
Fläche: circa ein Hektar Streuobst, 1,5 Hektar Spalierobst, bearbeitet wird großteils händisch
Öffnungszeiten: ganzjährig, dienstags und mittwochs von 15 bis 22 Uhr
Produkte: Most, Apfelsäfte, diverse Brettljausen, hausgemachte Mehlspeisen, Apfelchips, Tafelobst auf Anfrage
Telefon 0664/2266044
Website: https://mostschankelohwiesen. business.site/
Facebook: Mostschenke Lohwiesen
Fläche: circa ein Hektar Streuobst, 1,5 Hektar Spalierobst, bearbeitet wird großteils händisch
Öffnungszeiten: ganzjährig, dienstags und mittwochs von 15 bis 22 Uhr
Produkte: Most, Apfelsäfte, diverse Brettljausen, hausgemachte Mehlspeisen, Apfelchips, Tafelobst auf Anfrage
Buschenschank mit Zertifikat
Bäuerlich und professionell – Landwirte,
die ihren Buschenschankbetrieb
auf einen zertifizierten
Standard heben wollen, finden im
LFI-Zertifikatslehrgang „Bäuerliche
Buschenschank“ das passende
Weiterbildungsangebot. Neben
rechtlichen und wirtschaftlichen
Grundlagen geht es in dem Lehrgang
vor allem um die Entwicklung
eines spezifischen Konzepts für
den eigenen Betrieb.
Abgehalten wird der Kurs von der
LK Kirchdorf-Steyr in 4541 Adlwang,
OÖ. Der Lehrgang umfasst
sechs Module an insgesamt 17
Kurstagen (137 Einheiten) und
erstreckt sich über ein halbes Jahr,
in der Regel von November bis
April.
Nächster Kursbeginn ist am 11. November 2019, von 9 bis 18 Uhr.
Die Lehrgangskosten betragen 360 Euro (gefördert) bzw. 2.475 Euro (ungefördert) pro Teilnehmer.
Weitere Infos und Anmeldung unter Tel. 050 6902 1500 bzw. www.ooe.lfi.at
Nächster Kursbeginn ist am 11. November 2019, von 9 bis 18 Uhr.
Die Lehrgangskosten betragen 360 Euro (gefördert) bzw. 2.475 Euro (ungefördert) pro Teilnehmer.
Weitere Infos und Anmeldung unter Tel. 050 6902 1500 bzw. www.ooe.lfi.at